Was passiert eigentlich mit dem Wasser, das wir alle nach dem Gebrauch durch den Abfluss oder die Toilette verschwinden sehen?
Auf diese Frage kann Ihnen diese Broschüre eine Antwort geben. Sie zeigt aber auch, welche planerischen und bautechnischen Leistungen heute nötig sind, um Abwasserentsorgung mit höchsten Umweltstandards zu realisieren. Kein Zweifel, dass dafür in hohem Maße außer dem finanziellen Engagement auch persönliches Engagement der Mitarbeiter erforderlich ist.
Am 22. Oktober 1964 – also vor mehr als 50 Jahren, wurde der „Abwasserzweckverband Bühl und Umgebung“ von der Stadt Bühl und den Gemeinden Bühlertal, Lauf und Ottersweier gegründet.
Aufgabe dieser Solidargemeinschaft war und ist es auch heute noch, für eine einwandfreie Ableitung und Reinigung der anfallenden Abwässer zu sorgen.
"Die Kläranlage ist eine vorbildliche Leistung kommunaler Selbstverwaltung. Sie ist aber auch in ihrer technischen Ausbildung und Funktion vorbildlich“ bescheinigte schon 1977 der leitende Regierungsbaudirektor Gerhard Spitzfaden.
Unmittelbar nach Gründung des Verbandes wurde begonnen das Verbandssammlernetz aufzubauen. Hierunter versteht man die Verbindungsleitung zwischen dem kommunalen Abwassernetzen der Mitglieder und der Verbandskläranlage in Bühl-Vimbuch. Es hat eine Gesamtlänge von nahezu 30 km.
Infolge immer wieder verschärfter gesetzlicher Mindestanforderungen für die Ablaufwerte und aufgrund der Kapazitätsgrenzen in bestimmten Anlagenteilen hat der Zweckverband gemeinsam mit fachlicher Unterstützung durch das Regierungspräsidium Karlsruhe und das damalige Wasserwirtschaftsamt in den Jahren 1996 bis 2000 eine Erweiterung und Teilsanierung der Anlagen durchgeführt, wobei modernste Mess-, Steuer- und Regeltechnik eingebaut wurde. Zudem wurde bereits damals durch Ausnutzung des Faulschlammes (Faulgas) über zwei Blockheizkraftwerke Energie für den Eigenbedarf erzeugt und somit ein weiterer wichtiger Beitrag zum Umweltschutz unter Einsparung von Primärenergie geleistet.
Die Kosten der Baumaßnahmen betrugen insgesamt 7,4 Mio. €. Außer der Aufstockung und Sanierung des Betriebssgebäudes, Bau von Schlammlagerhalle und Fahrzeughalle sowie Sanierung der bestehenden Hallendächer, erfolgte in den Jahren 2008 bis 2010 die umfassende Sanierung und technische Erneuerung der Schlammbehandlung mit Kosten von ca. 3 Mio €. Deutlich zu sehen ist dies an den neuen wärmegedämmten Hüllen der beiden Faultürme.
Auf der Basis des im Jahr 2009 erstellten Energiekonzeptes wurden zwischenzeitlich alle Dächer mit Photovoltaikmodulen bestückt und die Heizungsanlage erneuert. Durch den Einsatz neuer Blockheizkraftwerke zur Verbesserung der Stromerzeugung durch eigenes Klärgas kommt man in der Zielsetzung „energieautarke Kläranlage“ einen großen Schritt weiter.
In der weiteren Priorität stehen in den Jahren 2013 bis 2020 umfassende Beton-Sanierungen der Abwasserbecken an. Aber auch bundesweite Entwicklungen in den Bereichen „Reinigung von organischen Spurenstoffen im Abwasser“ und „Kläranlagen im Klimawandel“ sind im Blickfeld zu behalten, um rechtzeitig die Weichen für passende Konzepte zu stellen.
Auch der Pflege unseres Sammlernetzes werden wir uns im Interesse unseres Grundwassers mit gleicher Intensität weiterhin widmen. Nachdem im Jahr 2010 nach sorgfältiger Vorbereitung eine umfassende Bereinigung des Verbandssammlernetzes zwischen den Mitgliedsgemeinden und dem Verband durchgeführt wurde, wird mit Ablauf des Jahres 2015 auch der 2. Durchgang der Gesamtuntersuchung und Sanierung des Netzes nach Eigenkontrollverordnung abgeschlossen sein.
Das Betriebspersonal war während der Sanierungs- und Bauphasen der letzten Jahre erheblichen Belastungen ausgesetzt, die von ihm mit viel Engagement vorbildlich gemeistert wurden. Heute steht unseren Gemeinden mit dem Entwässerungs- und Reinigungssystem aber auch dem sachkundigen Mitarbeiterstab des Abwasserzweckverbandes ein Instrumentarium zur Verfügung, das unserem Raum in besonderem Maße förderlich ist und sich bis heute als die für den Bürger wirtschaftlichste und auch für die Gewässergüte effektivste Variante erwiesen hat. Dies beweisen auch die Auswertungen im jährlichen Leistungsvergleich der Kläranlagen in Baden-Württemberg, bei welcher der Verband seit Jahren eine Spitzenposition halten kann.
Die erfolgreiche Arbeit der Vergangenheit, für die ich allen Beteiligten von Herzen danke, die gute Zusammenarbeit mit Aufsichts- und Fachbehörden und das konstruktive und harmonische Zusammenwirken in der Verbandsversammlung rechtfertigen die Hoffnung, dass die Arbeit des Verbandes im Interesse des Raumes und seiner Bürger auch in Zukunft eine gute Entwicklung nehmen wird. Die vorliegende Broschüre weist jedoch nicht nur auf die Leistungen der Abwasserreinigung hin, sondern auch auf ihre Grenzen. Sie soll zum Nachdenken anregen und Verständnis dafür wecken, dass die Reinhaltung der Gewässer uns alle angeht. Jeder ist aufgefordert, sorgsam mit dem kostbaren Gut Wasser umzugehen.
Hubert Schnurr
Oberbürgermeister der Stadt Bühl
Verbandsvorsitzender